In letzter Zeit gibt immer mehr davon: Eier im Supermarkt mit der Aufschrift „Bruderhahn Aufzucht“. Was hat es damit auf sich? Und wo sind denn nun überhaupt die ganzen Bruderhähne?
Die Problematik mit den Bruderhähnen besteht seit etwa der 60er Jahre. Damals hatte man begonnen immer hochleistungsfähigere Hühnerrassen zu züchten. Diese neuen Hühnerrassen sind entweder für das Eierlegen oder für die Mast gezüchtet. Einerseits geben diese neuen Legehennen-Rassen viel mehr Eier als die traditionellen Hühnerrassen. Andererseits sind die neu gezüchteten Masthühner perfekt für eine schnelle und damit kostengünstige Aufzucht geeignet, da sie innerhalb weniger Tage und Wochen ihr Maximalgewicht erreichen.
Wohin mit den Küken – der Fehler im System
Bei der Masthuhnzucht schlüpfen sowohl männliche als auch weibliche Tiere, die dann wenige Wochen aufgezogen und dann geschlachtet werden. Möchte man hingegen Legehennen züchten, schlüpfen auch hier immer wieder Hähne aus dem Ei. Diese können naturgemäß aber eben keine Eier legen. Sie setzen aber auch nicht so schnell und einfach Fleisch an wie die Masthühner. Kurz gesprochen – es rentiert sich kaum die Bruderhähne aufzuziehen. Aus diesem Grund werden Millionen von männlichen Küken jährlich kurz nach dem Schlüpfen getötet.
Ein Auszug einiger Initiativen, die die Aufzucht der Bruderhähne fördern
Wie die Bruderhahn-Aufzucht helfen kann
Einige Hühnerbauern möchten in diesem System nicht mitmachen. Sie suchen nach Alternativen und möchten auch die Bruderhähne aufwachsen lassen. So sind in den letzten Jahren einige Initiativen ins Leben gerufen worden. Ein Beispiel ist die Bruderhahn Initiative Deutschland (BID). Bruderhahn Eier sind meist um ein paar wenige Cent teurer als andere Eier. Somit finanzieren die Eier, die relativ teure Aufzucht der Bruderhähne teilweise mit. Aufgrund dieser Quer-Finanzierung können die Bruderhähne aufgezogen und anschließend verkauft werden. Dabei lebt ein Bruderhahn mindestens doppelt so lange wie ein konventionelles Masthuhn. Es hat in dieser Zeit aber bei weitem nicht dasselbe Gewicht erreicht. Aus rein wirtschaftlicher Sicht lohnt sich deshalb (trotz Quer-Finanzierung) die Aufzucht der Bruderhähne kaum. Meist steckt vielmehr ein ideologischer Aspekt hinter der Entscheidung der Hühnerbauern.
Wo sind die ganzen Bruderhähne?
Die Initiativen haben dazu geführt, dass die Eier aus Bruderhahn Aufzucht mittlerweile gut angenommen werden. Die Menschen sind bereit einen kleinen Aufpreis für die Eier zu zahlen. Deshalb schließen sich auch immer mehr Eierbauern der Bewegung an. Das bringt nun die nächste Herausforderung mit sich. Damit dieses System funktioniert, muss auch das Bruderhahn Fleisch verkauft werden. Mit anderen Worten: wo Eier sind, gibt es auch Mastfleisch, das verwertet werden muss. Da die Bruderhähne kleiner sind als die klassischen Masthühner greifen viele Menschen dann doch lieber zum altbekannten „ein Kilo Masthuhn“. Dabei sind die kleineren Bruderhähne geschmacklich ausgezeichnet. „Wenn jemand einmal einen Bio-Bruderhahn gekauft hat, dann kauft er sicher wieder einen.“ sagt Anna Ostermeier vom Hasenberghof. Die längere Zeit für das Aufwachsen, das natürliche Futter und viel Bewegung – das alles schmeckt man. Das Bruderhahnfleisch hat einen tollen, intensiven Geschmack. Es ist sehr saftig und erinnert an das Hähnchen früher bei Oma.
Wo kann man Bruderhahn kaufen?
Aus den oben genannten Gründen finden wir Bruderhahn Fleisch selten im Supermarkt. Vor allem im konventionellen Bereich wird es dort, aufgrund der Größe und weil die Leute es noch nicht besser wissen, einfach nicht gekauft. Der meiste Absatz aktuell geschieht über die Hofläden direkt. Damit kommt man aber kaum auf die benötigten verkauften Mengen um das System am Laufen zu halten. Einige Bauern suchen deshalb nach alternativen Vermarktungswegen. So auch die Familie Ostermeier vom Hasenberghof. Aus diesem Grund können wir bei IchEssBio uns über unseren neuen Partner-Biobauernhof den „Hasenberghof“ freuen. Im Online-Shop kann man bald die ersten Bio-Bruderhähne kaufen.
Das langfristige Ziel – zurück zur Zweinutzungsrasse
Auf lange Sicht gibt es für dieses Thema nur eine Lösung. Wir müssen zurück zu den klassischen Zweinutzungshühnern, zurück zu den Hühnern, die einerseits genug Eier legen und andererseits mehr Fleisch ansetzen. Damit nicht mehr die Eierproduktion die Aufzucht mitfinanzieren muss. Um dorthin zu gelangen müssen diese Rassen aber erst wieder gezüchtet werden. Die ersten Unternehmungen hierzu sind bereits gestartet, beispielweise mit der Initiative „Das Ökohuhn„. Ansonsten ist das für die Hühnerbauern ein Experiment, das Ihnen die ganze Existenz kosten kann. Die Umstellung wird sicher kommen – zumindest im Bio-Bereich. Passieren wird das aber nicht von heute auf morgen.
Bruderhähne des Hasenberghofs
Die Familie Ostermeier möchte neue Wege gehen und die Online Vermarktung ihrer Bruderhähne starten. So können wir bei IchEssBio uns über unseren neuen Partner-Biobauernhof freuen. Und unsere Kunden freuen sich bald über das neue Angebot des Hasenberghofs: Bio-Bruderhähne und Suppenhühner in Bioland-Qualität.